(Post-)Gender?

(tl;dr Gender ist eine Chance)

Ich hatte mir im Vorfeld bereits überlegt eine Session im Themenbereich Gender anzubieten. Die Entscheidung es tatsächlich zu tun fiel allerdings erst am Morgen in der Sessionplanung: “(Post-)Gender?”

Ich entschied mich für einen Einstieg in das Thema durch den Talk “Peak Postgender” von @lavinast und @yetzt auf der Openmind #om12. Ich hätte selbst genau das Gleiche gesagt. Ich kann jeder*m, der*die den Talk noch nicht gehört hat nur empfehlen, das zu tun, er ist wirklich gut. Der Titel des Talks passte auch ganz gut zum Titel der Session. Oder andersrum. Auf jeden Fall schön provokant.
Im Anschluss öffnete ich die Runde für Fragen. “Was ist jetzt eigentlich Postgender?” Wie auch @yetzt in dem Talk richtig sagt, weiß das Keine*r so wirklich und es wird hauptsächlich als Buzzword verwendet. Irgendwo kommt der Begriff in der (partei-)politischen Diskussion aber auch aus den Fragen: “Was ist eine Frauenförderung? Wie kann diese aussehen? Was bringt eine gegenderte Redeliste? Was bringen Quoten für Vorstände?” – und vorallem: “Funktioniert das nicht alles auch ohne?”
Nach einer kurz angerissenen Diskussion über eben diese Fragen, öffnete ich einen für mich sehr entscheidenden Aspekt: Menschen, die sich nicht in die beiden Geschlechter Mann/Frau einsortieren lassen. Und lassen wollen. Intersexuelle. Trans*. Genderqueer. Zum Einstieg in das Thema Intersexualität möchte ich gerne die Dokumentation von arte “Tabu Intersexualität – Menschen zwischen den Geschlechtern” und den Spielfilm “XXY” empfehlen. Insbesondere das Menschen auch biologisch nicht immer eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden können, war zumindest für einige Teilnehmer*innen neu und es kam im Gespräch schnell die Frage auf: “Warum überhaupt Geschlecht? Wäre es nicht einfacher Geschlecht abzuschaffen?” – (Post-)Gender?
Weil es eine Möglichkeit ist sich zu identifizieren. Das wird für mich bei Transmännern und Transfrauen immer wieder deutlich. Weil es eine Möglichkeit ist Individualität auszudrücken. Und das ist gut!
Als Provokation stellte ich den Teilnehmer*innen, die vor wenigen Minuten Geschlechter abschaffen wollten, die Frage, welches Gender @yetzt hat. Zunächst wurde @yetzt auf Grund des Videos recht eindeutig als männlich identifiziert: keine erkennbaren Brüste, Stimme, na gut, die Haare… Als ich dieses und dieses und dieses Bild zeigte, wurde diese Zuordnung schnell uneindeutiger und plötzlich wurden Fragen unglaublich wichtig wie “Aber… er/sie… hat doch einen Bart?”

Wir schreiben anderen Geschlecht zu. Egal ob wir das wollen oder nicht. Wir inszenieren unser Geschlecht. Egal ob wir das wollen oder nicht. Meist unbewusst. Aber wir können es bewusst tun. Und dann wird Gender eine Identifikationsmöglichkeit. Eine Möglichkeit Individualität auszudrücken. Eine Möglichkeit uns darzustellen, wie wir sein wollen. Wie wir sind.

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